Legales // Doping Part II

In unserem zweiteiligen Blogartikel erläutern wir die Gefahren von Doping und zeigen Alternativen auf, die den Körper auf natürliche Weise zu Höchstformen verhelfen. 

 Parallel haben wir in unserm Podcast „Bizeps und Bananenbrot“ haben wir mit unserem Dozenten und Leistungsdiagnostiker Thomas Hohenwarter, gesprochen. Er spricht im 2. Teil über Superfoods und deren Effekte auf unseren Körper.

 

von David Klinkhammer

Jeder dritte Deutsche nimmt täglich Kapseln, Pillen oder Pulver zu sich, die Gesundheit, Vitalität und Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter versprechen. Die Unternehmen, die hinter diesen Produkten stecken, sind Player eines Milliardenmarktes. Die Werbebotschaft ist hierbei immer die Gleiche: „Willst Du schlanker oder gesünder sein, brauchst Du unser Produkt“. Dass diese Werbebotschaft den Verbraucher anspricht, ist nachvollziehbar. Seine Gewohnheiten beizubehalten und zusätzlich lediglich eine Pille am Tag zu schlucken, um seinem Ziel näher zu kommen ist sehr bequem und wenig zeitintensiv. Im Spitzensport sind es weniger schlanke Taille oder ewige Gesundheit. Hier wird auf maximale Leistung hingearbeitet. Dabei kommen, wie im letzten Blogartikel bereits erwähnt, mitunter Substanzen zum Einsatz, welche von der NADA auf der Dopingliste geführt werden. Da diese verboten sind, wird der Markt gefühlt stündlich mit neuen legalen Produkten überflutet, die zu einer Leistungssteigerung führen sollen. Die nachfolgende Liste zeigt einen Ausschnitt derzeit populären Supplements. 


Vitamin B-Komplex
Die B-Vitamine umfassen eine Gruppe von acht wasserlöslichen Vitaminen, die essenzielle, eng miteinander verknüpfte Rollen in der zellulären Funktion erfüllen und als Co-Enzyme in einer Vielzahl von katabolen und anabolen enzymatischen Reaktionen wirken. Gerade Ausdauersportler, die aufgrund einer Vielzahl intensiver und extensiver Leistungen eine hohe Umsatzrate des Energiestoffwechsels, eine erhöhte Körpertemperatur und damit vermehrten Schweißverlust haben, neigen zu einem Mangel an wasserlöslichen B-Vitaminen.
Während die B-Vitamine (Thiamin, Riboflavin, Vitamin B-6) für die energieproduzierenden Bahnen des Körpers notwendig sind, beteiligen sich Folat und Vitamin B-12 bei der Bildung neuer Zellen und der Reparatur beschädigter Zellen. Eine Supplementierung kann unter den o.g. Voraussetzungen demnach sinnvoll sein.

L-Carnitin
L-Carnitin wird als „Fatburner“ beworben. Die Hauptaufgabe der Proteinverbindung ist der Transport von langkettigen Fettsäuren in die Kraftwerke unserer Zellen (Mitochondrien), wo bekanntlich die Fettsäureoxidation stattfindet. Der menschliche Muskel enthält bereits eine hohe Menge an Carnitin. Er ist aber auf die Aufnahme dieser Verbindung aus dem Blutkreislauf angewiesen, da der Muskel nicht in der Lage ist, Carnitin zu synthetisieren (lediglich ein geringer Anteil wird in Leber und Niere synthetisiert). Ein Mangel kann insbesondere bei langen Ausdauerleistungen zu einer vorzeitigen Ermüdung führen, da der Fettstoffwechsel dann nur eingeschränkt möglich ist. Eine Dosierung über das übliche Maß hinaus ist nicht effektiv. Der Körper kann nur in begrenztem Maße auf l-Carnitin zurückgreifen. Darüber hinaus kann nur so viel Fettsäure in das Mitochondrium transportiert werden, wie Fettsäure zur Verfügung steht. Ein regelmäßiges Ausdauertraining zusammen mit einer proteinreichen Ernährung würde demnach wesentlich bessere Effekte erzielen.   

Rote-Beete
Rote-Bete-Saft erhöht den Gehalt an Stickstoffmonoxid (NO), welches mehrere Funktionen im Zusammenhang mit erhöhtem Blutfluss, Gasaustausch, mitochondrialer Biogenese sowie Effizienz und Stärkung der Muskelkontraktion erfüllt. Diese Biomarker-Verbesserungen deuten darauf hin, dass eine Supplementierung mit Rote-Bete-Saft die kardiorespiratorische Ausdauer bei Sportlern verbessern kann, indem sie die Effizienz steigert. Dabei können die Leistungen bei verschiedenen Distanzen verbessert, die Zeit bis zur Erschöpfung bei submaximalen Intensitäten erhöht und die kardiorespiratorische Leistung bei Intensitäten an der anaeroben Schwelle und der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) verbessert werden. 

Natriumbicarbonat
Natriumbicarbonat (NaHCO3) reduziert die Azidose während des Trainings. Die Azidose, wird durch die bei der Bildung von Laktat freiwerdenden Wasserstoffionen verursacht. Diese senken den PH-Wert der Muskulatur. Die „Übersäuerung“ führt zur Ermüdung und schließlich zum Leistungsabbruch. NAHCO3 trägt zu einem Anstieg des PH-Werts hin zu einem basischen Wert bei. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich NaHCO3 als leistungsförderndes Hilfsmittel gerade bei hochintensiven Trainings mit Spitzenlaktatwerten in einer Reihe von Trainingsmodalitäten positiv auswirken kann. Ein ähnlicher Effekt könnte ebenfalls durch den Verzicht von Gluten oder Laktose (Säurebildner) herbeigeführt werden.
Bockshornklee-Extrakt
Verschiedene Arten von Glykosidextrakten aus Bockshornklee haben androgene und anabole Wirkung bei Männern gezeigt. Bockshornklee-Extrakt hat einen signifikanten Effekt auf das Gesamtserumtestosteron. Dieses wiederum spielt sowohl bei Männern wie auch bei Frauen eine wichtige Rolle beim Muskelaufbau. So steuert Testosteron das wachstumsfördernde Peptidhormion Insuline-Like-Growth-Factor-Binding-Protein (IGF-1). Dieses ist u.a. für den Zellaufbau in der Muskulatur verantwortlich. Hiermit sollte ähnlich wie bei illegalen anabolen Stoffen vorsichtig umgegangen werden. Das Wachstum wird nicht nur in der Muskulatur induziert, sondern könnte auch zur Entstehung von Tumoren führen. Auf den Einfluss von Testosteron auf die sportliche Leistungsfähigkeit sind wir in einem anderen Blogbeitrag nochmal genauer eingegangen.

Ecdysteron
Wäre es nicht schön, wenn einem nach dem Verzehr einer Dose Spinat ähnliche Muskelzuwächse und Kraftentfaltungen wie bei Popeye dem Seemann widerfahren? Was lange Zeit nur ein Klischee aus einem Cartoon war, hat mittlerweile einen hören Wahrheitsgehalt als man angenommen hatte. Der Grund hierfür ist, dass in Spinat enthaltene Ecdysteron. Ein in der Natur vorkommendes natürliches Steroidhormon. Steroide respektive anabole Steroide werden in den meisten Fällen aus Cholesterin gebildet und unterstützen den Körper bei Aufbauprozessen. Im Vergleich zu den verbotenen Anabolika (z. B. Metandienon und andere) erwies sich Ecdysteron in einer kürzlich an Ratten durchgeführten Studie sogar als effektiver. Bei einer 10-wöchigen Interventionsstudie bei jungen Männern wurden verschiedene Dosen von ecdysteronhaltige Supplements verabreicht. Hierbei wurden Blut- und Urinproben auf leistungsrelevante Biomarker hin untersucht. Bei den Teilnehmern, die Ecdysteron verabreicht bekamen wurde eine signifikant höhere Zunahme der Muskelmasse beobachtet. Die gleichen hypertrophen Effekte wurden auch in Reagenzgläsern bei Mäusezellen beobachtet. Noch relevanter in Bezug auf die sportliche Leistung waren signifikant ausgeprägtere Steigerungen der Maximalkraft beim Bankdrücken mit einer Wiederholung. Diese Daten unterstreichen die Effektivität einer Ecdysteron-Supplementierung in Bezug auf die sportliche Leistung. Diesen Effekt konnte auch eine von der WADA in Aufragt gestellte Studie an der FU Berlin bestätigen. Es liegt daher nahe, dass Ecdysteron in Zukunft auf der Dopingliste geführt werden könnte. 

Recovery Shake
Wer den Begriff Open Window Effect hört, bringt diesen vermutlich erst einmal mit einer Abschwächung des Immunsystems unmittelbar nach einer sportlichen Einheit in Verbindung. 
Der Begriff wird jedoch auch für die erhöhte Aufnahmefähigkeit von Nährstoffen durch den Organismus bezeichnet. Innerhalb von 30 Minuten nach der Trainingseinheit sollten dem Körper essenzielle Aminosäuren, Kohlenhydrate und Elektrolyte (Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium) verabreicht werden. Nicht nur die Regeneration wird so gefördert, das Immunsystem wird geschützt und auch Trainingseffekte im Sinne der Leistungsoptimierung fallen höher aus.
Erholung und Regeneration sind ein oftmals vernachlässigtes Prinzip für die Leistungsfähigkeit. Erst in den letzten Jahren nimmt das Thema durch bestimmte Interventionen immer mehr an Fahrt auf. Eistonne, Sportmassage, Schlafoptimierung sind nur einige von vielen Maßnahmen, welche ergriffen werden. 

Generell sollte der Athlet zunächst für sich selbst folgende Determinanten seiner Leistungsfähigkeit evaluieren:
Sind die Inhalte meiner Trainingseinheiten optimal auf mich ausgerichtet? 
Sind meine erholungsfördernden Maßnahmen angemessen?
Ernähre ich mich für mein angestrebtes Ziel ausgewogen?

Erst, wenn man diese Fragen für sich positiv beantwortet kann, sollten über ergänzende Maßnahmen nachgedacht werden. In unserer aktuellen Podcastfolge empfiehlt Thomas Hohenwarter ein Blutbild anfertigen zu lassen, welches Aufschluss darüber geben soll, ob wir unserem Körper alle essenziellen Nährstoffe in ausreichender Form zufügen. Magnesium ist beispielsweise an über 600 Stoffwechselprozesse beteiligt. Kaum auszudenken, was ein Mangel für den menschlichen Körper bedeuten würde. Verfolgt man eine bestimmte Ernährungsform (bspw. Low-Carb, vegane Ernährung, LFHC) läuft man Gefahr solche Mangelzustände herbeizuführen. Auf der anderen Seite gibt es Lebensmittel, die wenig bis gar nicht konsumiert werden sollten. Wie etwa rotes Fleisch (Schwermetalle), Fast Food (Transfette) oder Alkohol (Zellgift). 
Legales Doping fängt bei den meisten Menschen also gar nicht bei der Einnahme kostspieliger Extrakte, sondern bei der Kontrolle und ggf. Modifizierung der gegenwärtigen Ernährung an.  

 

Mehr zum Thema Ernährung und wie man Sportler mit der richtigen Ernährung coachen kann, lernt ihr in unserer Weiterbildung zum Ernährungsberater!

 

  David Klinkhammer

Über David Klinkhammer:

David Klinkhammer ist mit seinem Hintergrund als Sportwissenschaftler (B.A.), Fitness- und Athletiktrainer sowie Ernährungsberater Tutor & Dozent an der Deutschen Sportakademie. Hier betreut & begeistert er die Studenten zu Themen wie Trainingsplanung- und Steuerung, Fitnesstraining in der Praxis, zielgruppenspezifische Trainingsplanung im Cardiotraining und Motivationstraining im Personal Training.

Als leidenschaftlicher Sportler und selbstständiger Fitnesstrainer bietet er Bootcamps und Athletiktrainings in Köln an. Abschalten kann er am besten beim Kochen, bei dem er seine kulinarische Inspiration überwiegend von den vielen Reisen durch Europa und Asien hernimmt.

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