Achtsamkeit // Achtsamkeit mit Kindern

Von Irina Luxem im Gespräch mit Jacqueline Bencsik

Corona hat viele Menschen mit einem ganz neuen Lebensrhythmus konfrontiert. Das Leben wurde ausgebremst, ist bei vielen aus dem Gleichgewicht geraten und hat viel Zeit dagelassen.

Viele haben diesen neuen Lebensrhythmus als Chance entdeckt, sich mehr Zeit für sich selbst zu nehmen, mehr im Hier und Jetzt zu leben und endlich einmal zu entschleunigen. Achtsamkeit kann dabei eine Hilfe sein. Achtsamkeit kann auch eine tolle Möglichkeit sein, um die gewonnene Ruhe auch zukünftig zu bewahren oder in sorgenhaften Zeiten innerlich zur Ruhe zu finden.

Doch was ist mit den kleinsten unserer Gesellschaft?
Kindergärten, Schulen und Spielplätze wurden geschlossen, der Vereinssport findet nicht mehr statt und auch mit Freunden darf man sich nicht mehr treffen. Eine Situation, die viele Kinder noch gar nicht verstehen können und die extrem schwer für sie ist.
Wir haben uns mit Jacqueline Bencsik, Sozialpädagogin und Achtsamkeitstrainerin, unterhalten, wie zum einen Achtsamkeit auch Kindern helfen kann, mit solchen unverständlichen Ausnahmesituationen zurecht zu kommen; wie sich aber auch solche entschleunigten Situationen bestens dafür eignen, sich an das Thema ranzutasten und Achtsamkeit für und mit Kindern zu üben.

Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder haben heute oft bereits Freizeitstress. Von einem Sport-Hobby geht es zum nächsten, dazwischen darf auch das Erlernen eines Musikinstruments nicht fehlen und auf dem Spielplatz hat man sich bereits mit den Freunden verabredet. „Wir haben die Möglichkeit, aus der Corona-Situation das Beste zu machen, sie sogar als Geschenk zu sehen. So werden wir zwar gezwungen, mehr Zeit in unseren eigenen vier Wänden zu verbringen, diese können wir nun aber nutzen, um zu entschleunigen und sie mit unseren Liebsten und uns selbst bewusst zu verbringen, ganz ohne Freizeitstress“, ist Jacky in den ersten Tagen auf ihrer Arbeit bei der stationären Jugendhilfe, die nicht einfach geschlossen werden kann, bewusst geworden. Es ist die richtige Zeit, Achtsamkeit zu üben und achtsamer zu sein, da nun jeder Zeit dafür hat und innerlich nicht bereits beim nächsten Termin ist.

Jacky erzählt, dass sie in einem vergangenen Projekt gemeinsam mit Grundschulkindern Ideen gesammelt hat, wie man im Alltag achtsamer werden kann. 10 dieser Achtsamkeitsanregungen hat sie auch in der stationären Jugendhilfe mit den Mädchen im unterschiedlichen Alter durchgespielt:

Diese Achtsamkeitsübungen können auch Eltern, Erzieher und Vereinstrainer mit den Kindern machen. Sie können angepasst und weiterentwickelt werden – es gibt hier keine Grenzen. Dabei ist es wichtig, dass sich auch die Eltern, Erzieher oder Trainer mit dem Thema Achtsamkeit bereits beschäftigt haben, da Kinder eine kindgerechte Anleitung brauchen. Man kann nicht von Kindern erwarten, zu innerer Ruhe im Hier und Jetzt zu kommen, wenn man selber auf der Flucht ist.

Vielen Kindern wird die ein oder andere Übung die ersten Male befremdlich sein. Auch Jacky erzählt von solchen Erfahrungen mit den Mädchen in ihrer Wohngruppe: „Zu Beginn waren sie etwas skeptisch. Für sie war es ungewohnt, einfach mal „Nichts zu tun“, ihrer Umgebung zu lauschen und Wolken zu beobachten. Mittlerweile sind sie sehr motiviert und gestalten die Übungen fantasievoll mit. Es macht mir Freude, ihnen die Achtsamkeit näher zu bringen und damit ihre Ressourcen zu stärken. Nebenbei sind sie eine ganze Weile beschäftigt und ihre Kreativität wird gefördert.“

Achtsamkeitstraining ist kein „Allheilmittel“.  Aber neben der Kreativität können durch Achtsamkeitsübungen auch das Aufmerksamkeitspotenzial und der Lernerfolg gesteigert werden. Ebenso kann Achtsamkeit sowohl Erwachsenen als auch Kindern eine schöne Möglichkeit geben, Stresspotentiale zu verringern und die psychische Widerstandkraft zu stärken. Gerade in der heutigen, schnelllebigen, nach Erfolg strebenden Gesellschaft kann das eine große Hilfe sein.

Erfahrt auch im Podcast mit Jacqueline Bencsik mehr darüber, wie sie zu dem Thema Achtsamkeit für und mit Kindern gekommen ist, was sie in einer kleinen Studie zu Achtsamkeit mit Kindern für Erfolge bezüglich der Aufmerksamkeitsdauer erzielen konnte und wie sie an das Thema Achtsamkeit mit Kindern als Neuling empfiehlt ranzugehen.

 

Über Jacqueline Bencsik:

Jacqueline Bencsik ist ausgebildete Sozialpädagogin und Achtsamkeitstrainerin für Kinder. An der Deutschen Sportakademie ist sie Dozentin zum dem Thema Achtsamkeit mit Kindern in verschiedenen Webinarreihen. Sie möchte nicht nur Eltern, Lehrer und Trainer, sondern auch die Kinder selbst mehr für das Thema Achtsamkeit sensibilisieren, um mit den positiven Wirkungen mehr Potenzial zu entfalten. Auf ihrem Blog schreibt sie rund um dieses Thema, berichtet über ihre Projekte, erzählt Anekdoten und gibt Anregungen für weitere Achtsamkeitsübungen für Kinder im Alltag.

 

Für mehr Inspiration hör auch in unsere neue Podcast-Folge rein. Dort macht Caroline eine erste Achtsamkeits-Übung mit uns.

 

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Zur Begleitung unserer Online-Reihe „21 Tage Achtsamkeit“ findest Du hier unser Tagebuch zum Download.


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